m it Arien. Allerdings nicht in der M anier
eines Opernsängers, sondern m it verzerr-
ten Gitarren und ganz norm alem Gesang.
D enn das sind richtig tolle Stücke. W äh-
rend die O pernwelt so elitär ist, dass sie
auf m ich und viele, die ich kenne, einfach
nur abstoßend wirkt. Insofern w ürde ich
diese Stücke wahnsinnig gerne aus ihrem
Kontext reißen und als regulären Rock ’n’
Roll interpretieren. Das wäre etwas, was
m ich sehr reizen würde. Aber ich müsste
erst mal genug Geld verdienen, um es selbst
zu finanzieren. Plattenfirmen haben kaum
Interesse an sogenannten Nebenprojekten.
STEREO:
Was, wenn dieses A lb u m kein E rfolg
w ird? Täte D ir das sehr weh?
O
’
Connor:
Auch ich muss meine Rechnungen
bezahlen. Aber heutzutage ist es schon so,
dass m an sein Geld mit Live-Auftritten ver-
dient, und niemand m ehr auf die Idee käme,
sich auf die Einnahmen aus Plattenverkäufen
zu verlassen. Sondern: M an muss touren,
um über die Runden zu kommen. Das ist die
einzig zuverlässige Einnahmequelle. Und des-
halb ist es im G runde egal, ob die Leute das
Album kaufen oder nicht. Es geht nur darum,
dass sie es wahrnehm en - und zu einer Show
Sinead O’Connor: I’m Not Bossy, I’m The Boss
(Nettwerk)
Rezension siehe rechte Seite
kommen. Insofern lag der Fokus bei diesen
Songs auch darauf, wie wir sie live umsetzen.
Sprich: Lässt sich das problemlos anstellen?
Und noch wichtiger: Macht es Spaß? Weshalb
ich m ir auch weniger Sorgen mache, ob ein
bestimmter Song im Radio läuft. Wichtiger
ist, was ich später dazu auf der Bühne trage.
Einfach, weil ich eine Frau bin. (lacht)
STEREO:
T ro tzd e m ha st D u die D ienste
von S tarproduzent B ria n Eno in A nspruch
g e n o m m e n .
..
O
’
Connor:
Es ist purer Zufall, dass er dabei ist.
John Reynolds, mein Produzent, ist m it Brian
befreundet, und die beiden wohnen nicht nur
nebeneinander, sie führen auch jeden Morgen
ihre Hunde zusammen aus. Was ein ziemlich
lustiges Bild ist. Irgendwann hat John ihm das
Demo vorgespielt, bei dem es um eine Frau
geht, die über sehr explizite Dinge singt. Was
Brian so gut gefallen hat, dass er es direkt mit
nach Hause genommen und einen coolen Bass
hinzugefügt hat. Zu mehr konnte ich ihn aber
nicht bewegen - er war einfach zu beschäftigt.
Interview: Marcel Anders
P O P
Rückkehr zum Rock
Sinead O’Connor
Sinead O’Connor als schwierig zu be-
zeichnen, wäre pures Understatement:
Die
47
-Jährige
hasst
Interviews und
redet ausschließlich über Themen ih-
rer Wahl. Was anlässlich ihres neuen
Albums „I’m Not Bossy, I’m The Boss“
vor allem ihre Rückkehr zum Rock, ihre
Arbeit mit Brian Eno, der Zustand der
Musikindustrie, aber auch ungewöhn-
liche Zukunftspläne sind. STEREO be-
suchte sie in Bray,
20
Kilometer südlich
von Dublin
STEREO:
„ I m N o t Bossy, I m The Boss“
e rin n e rt an den rockigen S o u n d D eines
'
8 7er-D ebüts „T he L io n A n d The C o b ra “.
W ie k o m m t
’
s?
Sinead O
’
Connor:
Das ist eine lustige Ge-
schichte: Ein Freund hat m ich in den Blues
eingeführt, und so habe ich eine regelrechte
Obsession entwickelt. Ich habe jede Platte
gekauft, die ich in die Finger bekom m en
habe, und m ich in den funkigen Chicago
Blues von Howlin’ Wolf, Sun House, Buddy
Guy, M agic Sam, G uitar Slim bzw. John
Lee Hooker verliebt. Also Jungs, die im m er
davon reden, dass sie über die Tatsachen
des Lebens singen. W omit sie keine nette
Romantik meinen, sondern Alltagsprobleme
und Schicksalsschläge. Was ich von ihnen
gelernt habe, ist das Songwriting so simpel
wie möglich zu halten. Nach dem Motto:
Konzentriere dich auf die Fakten, stell sicher,
dass es sich reim t, und es nicht länger als
drei M inuten dauert, weil die Leute sonst
das Interesse verlieren.
STEREO:
D a n n singst D u den Blues oder
D eine Version davon?
O
’
Connor:
Ganz genau. Ich wollte etwas m a-
chen, das von all diesen Künstlern inspiriert
ist. Was nicht heißt, dass es ein klassisches
Blues-Album wäre, sondern dass es sehr
gitarrenlastig und auf den Punkt ist. „Kisses
Like M ine“ ist zum Beispiel ein lupenreiner
zwölft aktiger Blues. U nd w ir haben alles
live im Studio eingespielt - ohne Overdubs.
STEREO:
Wo siehst D u D ich 2014: B ist D u
noch Teil des M ainstream s?
O
’
Connor:
Ich bin nicht zu kategorisieren,
und darauf bin ich stolz. Eben, dass ich in
keine Schublade passe. Auch, wenn mich das
natürlich nicht besser oder schlechter m acht
als alle anderen. Nur: Ich halte mich fern von
Schubladen, weil die sehr einschränkend
sein können.
STEREO:
W enn das der G ru n d ist, w a ru m
D u in den letzten 2 7 Jahren alles p ro b ie rt
hast - von irischem Folk bis zu Reggae, Swing
und Electronica - was bleibt dann noch übrig?
G ib t es noch N e u la n d zu erschließen?
O
’
Connor:
Eine Sache, die ich auf jeden
Fall probieren m öchte, wäre ein Album
120 STEREO 9/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht
FOTO: DONAL MOLONEY